Die Jahre 2008 und 2009

Das Jahr 2008 fing nicht so gut an wie gedacht. Vor allem machte Jan Probleme, mit denen wir letztendlich nicht klar kamen. Uns war schon klar, dass wir ein Kind mit schweren seelischen Störungen bekommen hatten. Aber irgendwie hatten alle gedacht, die Familie, seine Schwester und Mädchen im Allgemeinen werden so einen positiven Einfluss nehmen, dass diese Probleme bald keine mehr wären. Leider lagen wir daneben. Die wohnliche Umgebung rief bei Jan negative Assoziationen hervor. Keiner weiß, was er vorher in der Richtung erlebt hatte. Das äußerte sich so, dass er freudestrahlend im Kindergarten auf die Erzieherinnen losstürmte und sie umarmte, während er zu Hause angekommen, im Eingangsbereich stehen blieb und wartete. Wenn er sich dann nach mehreren Aufforderungen der Jacke und Schuhe entledigt hatte, setzte er sich ins Wohnzimmer auf den Boden und fuhr mit einem Spielzeugauto halb um sich herum, immer den gleichen Bogen, wie ein Autist.
Und er war stumm, redete mit keinem. Das war sehr belastend. Wir merkten, wir brauchen dringend Unterstützung. Aber Termine bei der Pflegeelternschulung waren in der akuten Zeit nicht zu bekommen. Auch wenn sich das Jugendamt bemühte und im regelmäßigen Kontakt zu uns stand, mussten wir uns letztlich von Jan wieder trennen, der Familienfrieden stand auf dem Spiel.
Wir denken, bei einer anderen Pflegefamilie, wo er der Prinz ist und nicht mit anderen teilen muss, wird er besser aufgehoben sein.

Mit Yvonne gab es wenig Probleme, von den pubertären Ausbrüchen einmal abgesehen. Die Medikamentation hat sich bewährt und in der Regel nimmt sie selbstständig Ihre Tablette. Es ist wirklich selten geworden, dass sie diese einmal vergisst. Und wenn, dann macht sich das nicht so negativ bemerkbar, sie wird einfach richtig lustig und kann sich dann vor lauter Gegacker nicht mehr einkriegen. Schulisch hält sie ihr Level mit vorwiegend gut.

Celeste ist zickig wie immer, aber auch erfrischend lustig mit echten Pointen, wenn sie gut drauf ist. Sie muss immer an die Einnahme ihrer Tabletten erinnert werden. Da hat sich nichts verändert. Ihr widerstrebt es auch, Tabletten zu nehmen, obwohl sie ganz genau weiß, dass sie ohne diese nicht gesellschaftsfähig ist und jede Situation vergeigt. Im Laufe des Jahres hat sie sich zunehmend an eine Freundin geklammert und ihre schulischen Leistungen ließen eine Zeit lang nach. Als dann nach dem Jahreswechsel der Schulwechsel geklärt war, eben auch an die St. Marienschule, an der auch Yvonne ist, und ihre Freundin mit kam, wurden die Leistungen auch wieder besser.

Mit den Zeugnissen aller 3 Mädels zum Schuljahreswechsel in diesem Jahr können wir zufrieden sein. Der Schulstart nach den Sommerferien lief auch gut an. Celeste hat sich von dieser speziellen Freundin getrennt und hat schnell gute Mädels gefunden, mit denen sie abwechselnd ihre Freizeit verbringt.

Pia ist in der Schule sehr gut und hat von allen das beste Zeugnis nach Hause gebracht. Sie ist sehr intelligent, aber ihre Interessen halten sich in Grenzen. Wenn sie fernsehen kann - und das stundenlang – ist ihre Welt in Ordnung. Sie schließt sich aber auch nicht aus und macht bei allem mit, was die Familie unternimmt.

Wenn man Yvonne und Celeste in ihrem alltäglichen Verhalten vergleicht, sind die Unterschiede doch bemerkenswert. Während sich Celeste selbstsicher auch in unbekannter Umgebung bewegt, gerne shoppen geht, genau weiß, was ihr Stil ist und worin sie sich gefällt und ständig etwas unternehmen will - in den Ferien und am Wochenende ist ihr täglicher Spruch: "Was machen wir heute?" - so ist Yvonne doch eher bescheiden, wissenshungrig, Gameboy geschädigt und bleibt auch gern zu Hause. Mit ihr für sie Bekleidung kaufen zu gehen, ist ein nervenaufreibendes Unterfangen. Am liebsten hätte sie es, wenn ihr die ihr passenden Sachen in die Hände springen würden und sie könnte den Einkaufstrip drastisch damit abkürzen. Andererseits ist sie die erste, wenn es um einen Ausstellungsbesuch oder einen anderen informativen Trip geht.

© PM 10/2009