Dialog zu ADS

Am 28.06.2002 hatte mir Horst, mit dem ich in lockerem Kontakt stehe, nachfolgende Mail geschrieben. Mit seinem Einverständnis will ich sie hier veröffentlichen, wie auch meine Antwort an ihn.

Hallo Peter,

ich habe mir Deine Palion Seite noch mal angesehen.

Es ist nun schon wieder eine Weile her, als wir uns über ADS und das für und wider der Ritalin Medikation unterhalten haben. Ich habe Eure Erfahrungen mit Yvonne verfolgt, und war begeístert von der Liebe und Einfühlung, mit der Ihr dieser Störung begegnet seid. Ich bin im Dialog mit einer eigentlich sehr netten Dame aus meinem Heimatdorf. Ich habe sie zufällig im Internet getroffen. Wir haben uns über Gott und die Welt in äußerst fruchtbarer Weise ausgetauscht. Doch als das Thema auf ADS Kinder kam, war Schluss mit Lustig.

Ich bin mit diesem Thema völlig überfordert. Konnte Ihr nur erzählen, dass ich in meinem Freundeskreis Leute mit Erfahrung kennen gelernt habe. Ich habe Ihr von Yvonne und den großartigen Erfolgen erzählt. Nichts zu machen. Sie ist eine strickte Gegnerin der Ritalin Medikation, und wirft mir Ignoranz vor.

Wenn es Deine Zeit erlaubt, wäre es gut, wenn Du Dich mal mit Jutta unterhalten würdest. Lass es mich über e-mail wissen.

Ich grüsse Euch aus Lichtenrade!
Horst


Hallo Horst,

ich denke, wir würden die Jutta auch nicht umstimmen können. Ehe wir zu Dr. Smikalla kamen, waren wir in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Platanenallee, alles strickte Gegner des Ritalin. Ihre Sichtweise in der Behandlung hyperaktiver Kinder geht dahin, mit entsprechender Ernährung und verschiedenen Therapien ist dem Teufel in diesen Kindern schon beizukommen. Vielleicht haben sie bei diesem und jenem Kind auch damit Erfolg, vielleicht auch deshalb, weil sich bei dem Jugendlichen der Hormonhaushalt durch beginnende Pupertät umstellt, was wiederum Auswirkungen auf die Hirnleistungen hat - kann ja alles sein.

Fakt ist aber, dass unbehandelte Kinder, die ihre Fehlsteuerung im Gehirn mittels Hyperaktivität versuchen auszugleichen, das Zusammenleben in der Familie extrem belasten - was auch oftmals zur Trennung von dem Kind führt - es darf sich dann in einem Heim austoben und bringt Erzieher dazu, an der Professionalität ihrer Arbeit zu zweifeln. Und dem Kind selbst wird durch die Nichtbehandlung jede Möglichkeit genommen, sich auf irgend etwas zu konzentrieren, es verliert dadurch wesentlich an qualitativ hochwertiger Lebenszeit, sprich Lernzeit. Teilweise sind dort schon Fehlentwicklungen im späteren Leben und oder Berufsleben vorprogrammiert.

Ich gebe allen Ritalin-Gegnern Recht, dass die Qualität der Diagnostizierenden sehr unterschiedlich ist, oftmals auch zum Nachteil der betroffenen Kinder. Aber mittlerweile hat sich eine Faustregel als Maß der Dinge herausgebildet: 1mg Ritalin sollte einem kg Lebendgewicht des Kindes entsprechen. Also Yvonne wiegt derzeit 26kg und bekommt 2 und eine halbe Tablette Ritalin. Damit werden langfristig gesehen Vergiftungs-erscheinungen ausgeschlossen. Wir haben in dem Punkt eine sehr gut qualifizierte Kinderpsychologin gefunden, die sich auch ständig weiterbildet.

Und mit der Ergo-Therapie, die Yvonne noch zusätzlich jede Woche bekommt, kommt sie gut im Unterricht mit, hat Lernerfolge, auf die sie sehr stolz ist, und sie ist auch Nachmittags noch zu ertragen, wenn die Wirkung des Ritalin nachlässt.

Jedem Gegner von Ritalin wünsche ich, sich mal einen Monat lang jeden Tag von früh bis abends um ein Kind mit ADS und Hyperaktivität kümmern zu müssen. Spätestens danach wird er seine Meinung ändern.

Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich Deine Mail und meine Antwort dazu in der Rubrik ADS auf meiner Page veröffentliche.

Alles Gute wünscht Dir Peter


Hallo Peter,

ich dachte schon Ihr seid in Urlaub. Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich werde sie meiner Gesprächspartnerin weiterleiten. Veilleicht glätten sich die Wogen ein wenig. Ich habe nichts dagegen, wenn Du mich in Deiner Page aufnimmst. Nochmals vielen Dank! Auf bald mal wieder.

Horst